Wolkige Bildanalysen

Stefan Niggemeier bespricht die Bildanalyse zum Absturz der MH17, die ergeben haben soll, dass die Bilder gefälscht sind. Wenn ich mir so durchlese, was die „Experten“ als Begründung für eine angebliche Fälschung der Bilder angegeben haben, wird mir schon ein wenig schlecht. Da werden Fotos dann auf Online-Plattformen hochgeladen und deren Ergebnisse dann als Fakt genutzt. Ich hätte schon erwartet, dass so eine forensische Untersuchung mehr ist, als ein Browser-Upload-Fenster zu bedienen. Gruselig. Und natürlich mindestens ebenso gruselig, wie die Medien hier dann gleich wieder ohne zu Hinterfragen diese „Expertenmeinung“ als Fakt aufgenommen haben. Ein wenig mehr Debatte wäre hier doch schon schön gewesen.

Aber wehe, jemand kritisiert einmal ein anderes „Feindbild“ als die Russen, sagen wir: Die USA. Wer eine Neuuntersuchung von 9/11 fordert, angesichts der Geheimdienstdebatten und den bisherigen Überführungen des US-amerikanischen Militärapparates bei mehreren Lügen eine durchaus denkbare Forderung, wird als Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Da wird dann entweder schön schnell der Saft abgedreht oder die Ergebnisse gelten dann per se als nicht glaubhaft. Aber mit Untersuchungen gegen den Russen ist natürlich immer alles gleich in Ordnung.

Nicht falsch verstehen: Auf beiden Seiten (den Amerika- wie den Russlandkritikern) passieren Fehler. Beide Seiten werden bislang sicherlich nicht die endgültige Wahrheit für sich behaupten können. Aber das zweierlei Maß, mit denen hier in den Medien gemessen wird – das regt mich schon manchmal auf. Wenn irgendwo Redaktionsrichtlinien mit einer eindoktrinierten Feindbindgenese (von wem auch immer veranlasst – aber dass die USA hier zusätzlich indirekten Druck ausüben, dürfte wahrscheinlich sein) sichtbar wird, dann doch bei solchen Mediengeschichten.

0 Gedanken zu “Wolkige Bildanalysen”

  1. Kannst du bitte belegen, wie welche Person(en) aus den USA konkret Journalisten in Deutschland unter Druck setzen, ihre Berichtstattung in welcher Art und Weise anzupassen? Kannst du diesen Beleg nicht leisten, hast du eine Verschwörungstheorie aufgestellt.

  2. Ich hab ganz bewusst den Konjunktiv und das Wort „wahrscheinlich“ benutzt und nicht von Fakt gesprochen. Ein konkreter Beweis erübrigt sich insofern.

    Trotzdem gerne hier nochmal im Detail:

    Ich beziehe mich bei meiner Hypothese u.a. auf die Aussagen bezüglich dem internem Pressedruck von Ex-Spiegel-Journalist Harald Schuhmann (z.B. bei der Veranstaltung „Der lange Atem“) und Ulfkottes Abhandlungen über gekaufte Journalisten (mir ist bewusst, dass seine Person kritisch betrachtet wird, aber ein Beitrag zum ebenso kritischen Hinterfragen seiner aufgedeckten Fälle ist es dennoch), zudem auf zahlreiche, bereits bekannt gewordene Beispiele von politischen Druck auf die Presse, z.B. die Festplattenvernichtung mit den Snowden-Daten durch die Geheimdienste beim britischen Guardian. Dass die USA Interesse an einer politisch-gefärbten Berichterstattung gerade in Deutschland hat, entnehme ich der Rede von Georg Friedmann bei der Chicago Council of Foreing Affairs, der konkret ein Putin-Feinbind in Deutschland fordert, um beide Länder gegeneinander aufzubringen.

    Nehme ich alle Aspekte zusammen (Journalisten berichten von Druck, Redaktionen haben politische Einflussnahme erlebt, die Aussenpolitiker fordern eine bestimmte Einflussnahme zur Ukraine-Krise in der EU) halte ich es für wahrscheinlich, dass wir hier die gleichen Phänomene betrachten wie bei vergleichbarer Kriegspropaganda (Beispiele hierfür gibt es nun wirklich mehr als genug, die beiden durch PR-Agenturen bzw. Colin Powell medienwirksam platzierten Irak-Lügen seien angeführt).

    Ich bin nicht der Meinung, dass konkrete Namen genannt werden müssen, um politischen Druck, z.B. aus den Reihen der Geheimdienste oder Botschaften, nachweisen zu können. Genauso müssen nicht konkrete Journalisten-Namen genannt werden. Der Druck auf die Vorgesetzten reicht aus, um eine interne Redaktionsrichtlinie festzulegen und damit unliebsame Berichterstattung in den entsprechenden Leitmedien zu unterdrücken.

    Ich bevorzuge hier das Wort Hypothese, da Verschwörungstheorie in letzter Zeit negativ konnotiert ist. Zudem ist noch gar nicht gesagt, dass Leute hier bewusst lügen bzw. Verbrechen begehen – es kann auch einfach subtiler Druck aufgebaut werden, eben nur eine Seite der Berichterstattung zu präsentieren (die Russlandkritische). In dem Fall wäre es gar keine Verschwörung im herkömmlichen Sinne der Definition sondern „nur“ eine Behinderung pluralistischer Meinungsbildung. Auch insofern sehe ich hier keine Verschwörungstheorie.

  3. Verstehe, dass du wegen der negativen Konnotationen lieber nicht den Begriff der Verschwörungstheorie gebrauchen möchtest.

    Ich möchte mich nicht mit dir streiten. Wenn du der Meinung bist, konkrete Fälle, Namen oder Belege seien unwichtig, sehe ich keinen Sinn darin, die Diskussion fortzusetzen.

    1. Ich habe aber auch nie behauptet, sie seien unwichtig. Gerne hätte ich konkrete Namen. Ich denke aber durchaus, dass man die Diskussion auch führen muss, ohne Namen zu nennen oder zu kennen. Beispiel: Die Edward-Snowden-Diskussion muss auch geführt werden, ohne exakt zu wissen, wer nun bei der NSA die jeweiligen Filter beim Abhören von Daten bedient oder wer die jeweiligen Programme ursprünglich initiiert hat. Relevant ist erst mal, dass die Infrastruktur da ist und entsprechend hinterfragt werden muss. Kommt man zum Schluß, dass sie problematisch ist, sollten Gerichte natürlich klären, wer die Verantwortung dahinter trägt.

  4. Edward Snowden ist ein gutes Beispiel. Er lieferte genau das, was Verschwörungstheoretiker nicht liefern: Konkrete Fälle, Namen und Belege.

    1. Dann sprechen wir vermutlich wirklich aneinander vorbei (oder haben andere Ansichten). Er lieferte auch keine konkreten Fälle und keine konkrete Namen. Ganz im Gegenteil: Er lag viel Wert darauf, Namen, auch von den Geheimdiensten, aus den Dokumenten sogar zu entfernen. Er lieferte allerdings Belege für konkrete Programme und deren Funktionsweise.

  5. Ich meine veröffentlichte Namen von muslimischen US-Amerikanern, die als Terroristen oder Spione überwacht wurden; Namen von Regierungsmitgliedern in anderen Ländern, die abgehört werden; Namen Unternehmen, die mit der NSA im Fall von PRISM kooperien; Namen von Unternehmen, die mit dem GCHQ im Fall von Tempora kooperieren; Namen von Ländern, in denen im Rahmen von MYSTIC Telefonkommunikationen überwacht werden; und so weiter.

    Die Dokumente enthalten Berichte zufolge auch zahlreiche Namen von Mitarbeitern von NSA, GCHQ und deren Partnern sowie von Opfern. Diese werden zum Schutz der natürlich nicht alle veröffentlicht. Aber sie liegen vor.

  6. Jetzt vedrehst du Aspekte: Du hattest doch gefordert, konkrete Namen zu nennen von US-Mitarbeitern, die Journalisten beeinflussen (durch welche Programme auch immer). Du hattest nicht gefordert, den Namen von Opfern zu nennen:

    „Kannst du bitte belegen, wie welche Person(en) aus den USA konkret Journalisten in Deutschland unter Druck setzen, ihre Berichtstattung in welcher Art und Weise anzupassen?“

    Gleichzeitig sagst du aber korrekterweise:

    „Die Dokumente enthalten Berichte zufolge auch zahlreiche Namen von Mitarbeitern von NSA, GCHQ und deren Partnern (…). Diese werden zum Schutz der natürlich nicht alle veröffentlicht.“

    Daher nochmals:

    1. Ich bin nicht Edward Snowden und kein Whistleblower sondern stelle eindeutig ein Hypothese auf und keinen Fakt. (erster Teil unserer Diskussion)
    2. Wie du selbst erkennst, veröffentlicht auch Edward Snowden keine Namen von behördlichen Mitarbeitern, zumindest nicht ohne Grund (in der Regel erst, wenn Öffentlichkeit bereits hergestellt wurde, z.B. bei Clapper), sondern beschränkt sich auf primär auf Unternehmen (Facebook, PRISM), Länder (Five Eyes) und zu einem äußerst vernachlässigten Teil Opfer fokussiert. (zweiter Teil unserer Diskussion). 🙂

    Für mich ist die Sache hiermit aber auch beendet, da wir wohl einfach unterschiedliche Ansichten davon haben, was Hypothesen dürfen und dass das Nennen konkreter Namen keine verpflichtende Maßnahme zum kritischen Hinterfragen oder zur Offenlegung beeinflussender Strukturen ist. Im übrigen sehe ich, ähnlich wie Snowden, das Nennen „konkreter Namen“ im öffentlichem Diskurs bei solch heiklen Theman ohnehin als kritisch an (selbst wenn ich welche hätte).

    Nichts für ungut! 🙂

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