Kirschblüten

Manchmal frage ich mich ja, ob ich eine unglaublich verkitschte Ader in mir habe oder einfach nur ein hoffnungsloser Romantiker bin. Während man mich mit dem gewöhnlichen Romanzen-Rotz, der gerade zu Weihnachten aus dem Westen in unsere Filmpaläste schwappt, ziemlich jagen kann, gibt es immer wieder versteckte Perlen, die mich tief bewegen. Tatsächlich sind diese, glaube ich, schlicht ehrlich, liegen der Lyrik und Prosa fiel näher als dem gesellschaftlich aufgedrücktem ‚So-muss-es-sein‘-Empfinden.

Makoto Shinkai nehme ich es jede Sekunde seines Episoden-Films 5 Zentimeter pro Sekunde ab, mir einfach nur sein blutendes Künstlerherz auszuschütten. Dass er dann in der letzten Episode dann mit einer unfassbaren Lethargie auch noch mit meinem Gefühlsweltbild abrechnet, nehme ich ihm so unfassbar übel, dass ich selbst den von mir verehrten The Place Promised in our early Days in meinem Regal frustriert unter Das Mädchen, das durch die Zeit sprang zurück sortiere.

Vielleicht bin ich am Ende doch ein verkappter Romantiker, der sich einfach nicht gerne melancholische, lethargische, lamentierende Torten ins Gesicht schmieren lassen will. Und bestimmt würde ich dass auch alles nicht so ernst nehmen, wäre ich nicht gefangen von einem Regisseur, der seinen Kitsch (Respektive Lyrik) allen widrigen Umständen zum Trotz und völlig unbeirrt von jeglicher Marketing- und Scheiße-Glatt-Polier-Mentalität praktisch filterfrei und auf höchstem handwerklichem Niveau in mein Wohnzimmer transportieren kann. Federleicht, ohne irgendwelche Kommerzkompromisse, ohne Belustigung, ohne Zeigefinger, ohne Sex, ohne Gackerei, ohne dem immer gleichen Quatsch, den uns Hollywood genüsslich vorkaut… Ich will verdammt nochmal endlich wissen, wie sowas geht.

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