Ich war Staatsfeind Nr. 1

Vor kurzem das als Hörbuch gehört und für interessant befunden: Die Lebensgeschichte von Wolfgang Welsch, die so utopisch ist, dass sie bei jedem Drehbuchpitch gnadenlos durchfallen oder in die B-Movie-Ecke gesteckt würde. Gefängnisfolter, Fluchtversuche, Mordanschläge und Agententätigkeiten, wie sie comic-artiger nicht sein könnten. Die Banalität des Bösen also:

Lesen tut das Hörbuch Welsch selbst. Der ist kein perfekter Redner, kann trotz der Mühe keinen Dialekt zu reden, sein „sch“-Nuscheln nicht verhindern und blättert laut durchs Buch. Gleichzeitig wirkt die Lebensgeschichte damit aber auch intim. Mich hat es nicht gestört.

Welsch ist keine Person, der ich uneingeschränkt in seinen Ansichten zustimmen würde. Sie ist bewusst politischer Aktivist und unbequem und sie wurde auch mehrfach kritisiert, da ihre Geschichten häufig extrem unglaubwürdig erscheinen – wie so häufig, wenn man mit Geheimdiensten in Kontakt kommt, die dann die merkwürdigsten Operationen durchführen. Andererseits hat er aber schon hin und wieder bewiesen, dass seine zuerst als Verschwörungstheorien abgetanen Beschuldigungen der Wahrheit entsprachen. Allein schon aus dieser Sicht macht die Lektüre durchaus mal Sinn für einen Realitätsabgleich, so lange man reflektiert, dass sie subjektiv aus der Sicht eines strikten DDR-Gegners geschrieben ist. Empfehlung.

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