Geständnisse vs. Die Jagd

Neben einigen Werner-Herzog-Dokumentationen stand filmisch diese Woche bei mir „Die Jagd“ und „Geständnisse“ auf dem Programm.

Meine einführenden Gedanken zu „Die Jagd“ hatte ich ja bereits hier verfasst und ich muss sagen, ich find den Film an und für sich ziemlich fad. Ich kann die inhaltlichen Kritikpunkte zum Teil schon nachvollziehen, weil das komplette „Setup“ ziemlich klischeebeladen und konstruiert wirkt. Schauspielerisch ist es auch nicht so ganz auf der Höhe richtiger Filmkunst – sieht man mal von der überragenden Jungdarstellerin ab. Leider beschränkt sich Reigsseur Vinterberg vollkommen auf ziemlich banale Aussagen, die dem halbwegs fundierten Zuschauer keinerlei neue Erkenntnisse mit auf dem Weg geben: „Falsche Anschuldigungen können meist nie mehr zurückgedreht werden – ein Restzweifel und die damit verbundene Gewalt bleibt immer.“ Das reicht für meinen Geschmack gerade mal für nen Fernsehfilm. Kurz: Okay, aber wirklich keine Meisterleistung und verspieltes Potential.

Geständnisse“ (Kokuhaku) war dann wie eine Wohltat nach wochenlang eher mittelmäßigen Filmen. Der Film ist mit „Die Jagd“ rech gut vergleichbar, denn auch hierbei geht es darum, welche Konsequenzen Anschuldigungen haben können und wie Opfer und Täter zum Spielball ihrer eigenen Interessen werden. Im Gegensatz zum völlig banalen „Die Jagd“ ist „Geständnisse“ aber ein Freudenfest an Ideen, Twists und „Turns“ und nimmt sich für seine Charaktere viel Zeit. Die Story ist vielschichtig und tiefgreifend – und trotzdem höchst alltagstauglich. Auch wenn es sich um einen japanischen Film handelt sind die Beweggründe der Figuren auch für den westlichen Kulturkreis noch gut nachvollziehbar. Typisch asiatisch spielt der Film mit der empathischen Konstellation des Zuschauers zum Opfer und zum Täter – und dreht die Position mehrmals. Etwas, dass sich Vinterberg nicht mal im Ansatz getraut hatte. So zeigt es viel eindringlicher als „Die Jagd“ die Ausweglosigkeit von Gewaltspiralen (auch wenn hier im Gegensatz zur Jagd ein echtes Gewaltverbrechen vorausgeht). Dazu kommt auch noch eine fabelhafte visuelle Aufbereitung und eine überaus virtouse Narration. Kudos – sowas sollte bei uns eigentlich regulär ausgewertet im Kino laufen (auf dem Filmfest München hab ich ihn damals leider verpasst)!

Toll, spannend, mitreißend, rührend und höchst nachdenklich stimmend – japanisches Drama mit einer bitterbösen Revenge-Komponente at its best!

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