Vom Kampfanzug zum Sündenbock in 60 Minuten

Glaubt man den ersten Meldungen, sei Tim K. vermummt, im Kampfanzug und mit Maske in die Schule gestürmt und habe wie wild auf Frauen geschossen. Danach sei der Tatverdächtige festgenommen worden (u.a. berichtet vom ORF und der ARD). Später am Abend wird auch diese Meldung dementiert. Der Täter sei nicht festgenommen worden. Im Gegenteil: Er sei durch die Absperrungen der Polizei geflohen. Die Identität des Täters sei bislang ungeklärt. Trotzdem wird innerhalb kürzester Zeit und scheinbar noch während der Tat von einem Sondereinsatzkommando das Haus der Familie K. gestürmt und Waffen sichergestellt. Konsequenz: Der Staat soll ab sofort unangekündigte Überraschungsbesuche bei Waffenbesitzern durchführen. Ein Schüler schreibt dazu in einem Blog noch am entsprechenden Tag: ‚Mich stört hier, genau wie es damals beim Fall Robert Steinhäuser der Fall war, das schnelle Präsentieren eines “Sündenbocks” bzw. Täters und Fakten. Es gibt nicht eine Zeitungsmeldung, die den Verdacht begründet, dass es sich um besagten Ex-Schüler handelt.‘ Im später veröffentlichten Video werden wir sehen: Tim K. trägt in Wendlingen keinen Kampfanzug und Maske. Er trägt scheinbar normale Alltagskleidung. Handelt es sich also um eine Falschinformation oder haben die Zeugen gelogen?

Die Welt beharrt auf der Aussage und verkündet, die Zeugen wären wohl nur verwirrt gewesen, ‚weil sie anderswo – im Film, im Videospiel – Täter so gesehen haben‘. Entsprechend gibt es also folgende Erklärungsmöglichkeiten: 1. Die Zeugen haben tatsächlich gelogen (oder waren zumindest verwirrt). In dem ganzen Tumult kann sowas ja tatsächlich der Fall sein. 2. Tim K. hat sich auf seinem Weg von Winnenden nach Wendlingen umgezogen. Zeit genug hätte er gehabt. Es stellt sich nur die Frage, weshalb er dies tun sollte. 3. Tim K. ist nicht die Person in der Schule. Zugegeben, die abenteuerlichste aller Thesen. Allerdings gibt es durchaus einige Punkte, die gerade damit gut Hand in Hand gehen. Einen davon gibt’s morgen.

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