Private Postdienstleister streiken gegen Vater Staat

Eigentlich hätte alles so einfach sein können. Denn eigentlich wär das Briefmonopol in Deutschland bereits 1998, dann mal 2001, danach 2005 – und am Ende hat man es auf Ende 2007 verschoben. Eine lange Durststrecke, bei dem immer wieder private Dienstleister kurz vor dem Startschuss wieder eingestampft wurden, weil die Regierung das Monopol für Briefdienst-Leistungen nochmal ne Runde verlängert hatte. Ende 2008 sah es dann erst ganz gut aus: Das Monopol für den Briefverkehr sollte der Post endgültig genommen werden. Anbieter wie TNT Post, Hermes, PIN AG und weitere bereiteten sich auf den Einstieg zum 1.1.2008 vor. Der Preisdruck ist für die neuen Bewerber höher, da die Post als Ex-Staatsunternehmen von der Mehrwertsteuer befreit ist. Als die Regierung nun kurz vor Weihnachten doch noch den Mindestlohn für Postdienstleister beschlossen hatte, gingen die Privaten in den Streik. Die drei größten, TNT, Hermes und PIN können den Mindestlohn von 9,80 Euro die Stunde nicht zahlen. Hermes und TNT, welche die Briefannahme über die Hermes Paketshops ermöglicht hätte, stampft den jahrelangen Aufbau des Konzepts 3 Wochen bevor das Baby fliegt einfach wieder ein. Die PIN AG wirkt noch unschlüssig, wird aber auf alle Fälle mind. 1000 Briefträger entlassen. Da von einer Markt-Liberalisierung natürlich viele Firmen profitieren wollen, hat das nicht nur Auswirkungen auf die personalstarken Zustellerfirmen sondern auch auf alle Partner dahinter. Dafür nur exemplarisch die Firma Xanto: Der gesetzliche Mindestlohn für Briefträger bedeutet für viele private Briefdienste in Deutschland das Aus. ‚Der Blick in die Zukunft ist zur Zeit tief schwarz, Gehaltssteigerungen in der Größenordnung von bis zu 30 Prozent sind bei einem Personalkostenanteil von 80 Prozent an den Gesamtkosten schlichtweg nicht tragbar‘, sagt Christian Holland-Moritz, Geschäftsführer von Xanto. Das Unternehmen mit Sitz in München realisiert unter anderem die deutschlandweiten Logistikverkehre der PIN Group. ‚Unsere Kunden stehen derzeit vor Massenentlassungen und das wenige Tage vor der Liberalisierung, die nunmehr zu einer Pseudo-Veranstaltung degeneriert‘, bedauert Holland-Moritz. Business as usual sei nicht mehr lange möglich, berichtet der Xanto-Chef: ‚Wenn die PIN Group wie angekündigt als Optionen bis hin zur Einstellung der Geschäftstätigkeit prüft, ist auch die Basis unseres Geschäfts akut gefährdet‘, so Holland-Moritz weiter. Nach gemeinsamen Plänen von PIN und Xanto wollte man das Geschäft im Zuge der vollständigen Liberalisierung weiter ausbauen. Beide Unternehmen haben bereits Millionen in den Aufbau des Logistiknetzes investiert. Besonders tragisch ist diese Entwicklung für die mehr als 40.000 Zusteller, welche bei den privaten Briefdiensten in den vergangenen Monaten Arbeit gefunden haben. Diese zumeist gering qualifizierten, für die Branche aber wichtigen Arbeitskräfte, kamen zum größten Teil aus der Arbeitslosigkeit. ‚Genau dorthin werden Sie jetzt durch die Politik auch wieder geschickt – welch Ironie‘, sagt Holland-Moritz bitter. ‚Durch die Pseudo-Liberalisierung werden nur einige wenige privaten Briefdienste überhaupt überleben, die Deutsche Post wird auf Dauer der tonangebende Monopolist bleiben,‘ befürchtet Holland-Moritz. ‚In jedem Fall sind die Geschäftmodelle vieler privater Briefdienste durch den gesetzlichen Mindestlohn hochgradig gefährdet, der Markt ist quasi tot bevor er überhaupt geboren wurde. In der Telekommunikation würde dies bedeuten, dass alles beim guten, alten Drehscheibentelefon bleiben wird.‘ Quelle: myLogistics Ich beobachte den Markt ja schon lang. Und ich hab nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich ein Demonopolsierungs- und Liberalisierungsfan bin – so lange es eine Regulierung dafür gibt. In der Telekommunikationsbranche hat Deutschland das finde ich ziemlich gut vorgemacht. Beim Strommarkt hat man dagegen auf Grund katastrophaler Lobbyarbeit versagt. Beim Briefmonopol passiert nun (schon wieder) das Gleiche. Für mich gehen immer noch Arbeitsplätze vor staatlich erzwungenem Mindestlohn. Ich würde lieber für 7,60 Euro die Stunde (PIN-Lohn) arbeiten als als Hartz IV Empfänger später einfach nur zu Hause zu sitzen und nichts zu bewegen.

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