Gekaufter Journalismus

Interessant, es gab tatsächlich ein relativ ausgewogenes Rezenssions-Gespräch über das nicht ganz unumstrittene Udo Ulfkotte-Buch „Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken„. Und zwar in der SWR-Mediathek.

Im Buch klagt Ulfkotte an, dass Journalisten in Deutschland (und Europa) massiv von der westlichen Politik geschmiert werden, um die Bevölkerung in bestimmte Richtungen zu lenken. Eine Überraschung ist das für Beobachter des Mediensystems nicht unbedingt. Und in der Friedensforschung sind genug Beispiele bekannt, wo die Medien ganz offensichtlich bei der Ermächtigung westlicher Mächte zum Krieg beigetragen haben. Ein großes Stichwort für mich ist weiterhin der Afghanistan-Krieg.

Ich bin ja heute noch erstaunt, dass sich praktisch niemand beispielsweise mit der Gleichschaltung des Mediensystem am 11. September ausseinander gesetzt hat. Zur Erinnerung: Alle Sender brachten quasi eine Live-Durchschleife der amerikanischen Kollegen. Sender ohne Nachrichtenformat, wie Musiksender, schalteten ihr Programm komplett (!) ab (Ja, da kam Schwarzbild! Die haben sogar die Werbeeinnahmen in den Wind geschossen!). Ich erwähne das hier nur, weil mich das schon seit Jahren beschäftigt und meine Liebe zur Medienwissenschaft an diesem Tag ihren entscheidenden „Push“ bekam. Ich hatte mir damals auf einen Notizzettel geschrieben: „Ich glaube, heute beginnt der Faschismus. Die haben die Sender gleichgeschaltet.“ Das klang vielleicht hart, aber wenn ich mir überlege, wo wir seitdem hingekommen sind, lag ich ich mit meinem Bauchgefühl damals glaube ich alles andere als total falsch. Mich interessiert bis heute wirklich, was in den Redaktionen und Journalisten damals vorging, als sie beschlossen haben, ihre Aufgabe einfach niederzulegen und auf Nachplapper-Modus zu schalten.

(Auch Thema im Buch: BND besticht Journalisten)

Soviel zum Exkurs. Insofern freut es mich also, dass das Thema „Gekaufter Journalismus“ mal auf die Bühne kommt, auch wenn mir natürlich ein weniger verfänglicher Autor lieber gewesen wäre. Die Rezension ist wirklich hörenswert.

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