Carsharing im Test – Pfeif auf’s Auto: CallABike

Es galt Frust abzubauen – und was macht man da besser als mit ein wenig Strampelei auf dem Fahrrad?

Nachdem ich mit car2go nicht zum Filmfest gekommen bin und statt dessen einen Regenspaziergang gemacht habe und dann sicherheitshalber doch nochmal klassisch MVV gefahren bin, suche mir also jetzt für den Abschluß ein Fahrrad. Vielleicht klappt das Konzept „Car- bzw. Bikesharing“ ja doch irgendwann mal, so wie man sich das vorstellt.

Die Suche nach einem Fahrrad von „Call A Bike“ war überhaupt kein Problem. In meiner Mobility-Map waren Duzende in verfügbar – das nächste innerhalb von 100 Metern. Die Abdeckung mit Fahrrädern ist mit Sicherheit immer noch die beste von allen Sharing-Angeboten. Allein in München hat Call A Bike derzeit 1.200 Räder – Spitzenreiter in Deutschland. Zum Vergleich: car2go und Drive-Now haben gemeinsam rund 600 Autos. Auch die Anmietung ist direkt und sehr simpel: Man wählt die Rufnummer auf dem Fahrrad, erhält den 4-stelligen Code zum Entsperren des Schloßes und los gehts. Einfach, direkt und ohne Schnickschnack.

Manchmal würde ich mir sowas auch beim Carsharing wünschen, wo man zwar durch Displays sehr professionell durch die verschiedenen Schritte geführt wird (Schadensmeldung, Sauberkeit, Tankzustand usw.) – aber beim ersten Mal kann dieser Wust an Informationen und Besonderheiten einen schon erschlagen.

Ich schwinge mich also auf das Rad und düse los. Wird es mich trotz Dauerregen sicher nach Hause bringen?

Es wird. In der Tat macht das Rad von Call A Bike einen tollen Eindruck. Es wirkt robust, stabil und ist für meinen Geschmack perfekt eingestellt. Der Sattel ist bequem und obwohl man ohne Zwiefel einiges an Elektronik mit sich mitführt (Computer, GPS und eine Batterie, von der ich mich immer frage, wie lange diese eigentlich hält) ist das „radeln“ absolut leichgängig. Da war ich tatsächlich ein wenig erstaunt und fühlte mich überraschend sicher. Der Sitz ist vielleicht etwas zu stark gefedert, aber das ist wirklich Geschmacksache. Klar, es handelt sich hierbei um ein 8-Gang-Stadtrad, mit dem man keine Trekking-Tour unternehmen wird – aber trotz Regenpiste konnte ich solide und gemütlich nach Hause sausen. Hat mir wirklich gefallen.

Am Ende stellt man das Rad einfach wieder an einer Kreuzung ab und verschließt es mit dem Schloss. Irritierend: Wenn man es schließt, fragt der Computer einen noch, ob man eine Fahrpause machen möchte. Möchte man die Buchung also Beenden muss man in Wahrheit jetzt „Nein“ drücken. Tatsächlich reicht es wohl, nach dem Zuschließen einfach garnichts mehr zu machen, um die Buchung zu beenden – nur wer wirklich Pausieren möchte, muss aktiv reagieren. Ist vermutlich gut gemeint, aber mich würde nicht wundern, wenn da am Ende Fahrer durch die Fragenkonotation aus Versehen eine Pause buchen.

Ein Rad kostet die Minute 8 cent, ein ganzer Tag 15 Euro. Bahncard-Besitzer erhalten Vergünstigungen. Wer bereit ist, einen Monatsbeitrag zu zahlen, erhält die ersten 30 Minuten gratis. Das find ich garnicht mal so schlecht, wenn man bedenkt, dass ich fast jeden Tag mit dem Rad in die Arbeit fahre und immer unter 30 Minuten bleibe. Direkt eine Überlegung wert! Für meine Heimfahrt bezahle ich am Ende 0,96 Euro. So billig schafft es kein MVV-Ticket.

In München ist CallABike wirklich eine Alternative. In anderen Städten stellt der Betreiber (die Deutsche Bahn) zunehmend auf Stationsbetrieb um. Dann können Fahrräder nur noch an bestimmten Stationen entliehen und abgegeben werden. In meinen Augen machen solche Konzepte die komplette Sharing-Idee zunichte. Ohne Flexibilität kann ich auch gleich mit dem ÖNV fahren. Ich hoffe ernsthaft, CallABike macht diesen Schritt nicht auch in München, wo das System vor nunmehr 13 Jahren seinen Anfang nahm.

Umso besser, dass DriveNow als nächster Anbieter weiterhin das Stadtgebiet-Prinzip verfolgt und man somit überall Autos anmieten und abstellen kann. Wie war der Erfolg bei BMWs Carsharing-Modell? Morgen dazu mehr!

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